2. Tag – Ganz früh los

Diesmal ging es wirklich früh los (06:30 Uhr), was aber auch nur zu empfehlen ist, da es um diese Zeit noch nicht so heiß ist. Die Landschaft ist abwechslungsreich, aber doch sehr von Hügeln geprägt. Zu Mittag erkannte ich, dass ein paar Spitzenpilger mich bereits überholten und die Hitze wurde an diesem Tag zum ersten Mal richtig spürbar. Langsam schwanden die Kräfte und auch die kleinen An- und Abstiege machten die Sache nicht gerade einfacher. Am zweiten Tag wurden die Füße doch mit sehr großen Strapazen konfrontiert, die sie so eigentlich nicht kannten. Abends erreichte ich schlussendlich Pamplona – die erste Großstadt auf dem Weg. Da die Pilgerherberge leider schon lange überfüllt war – nicht zuletzt durch den Umstand, dass ich ein bisschen zu spät dran war – genehmigte ich mir ein Hotel und beschloss auch gleich einen Tag Pause einzulegen, um die ersten Wunden zu pflegen.

Ein Tag in Pamplona – Zeit für Sightseeing. Eine Stadt, die für ihre Stierläufe bekannt ist. Viele Informationen findet man unter Pamplona. Die Altstadt hat viel zu bieten und begeisterte nicht nur durch die hübschen Frauen, die mir hier über den Weg liefen. Abends das erste kulinarische Abenteuer. Wie soll es auch anders sein – die Karte komplett auf Spanisch. Auch die fehlenden Englischkenntnisse des Kellners erleichterten den Bestellprozess keineswegs. Mit “Finger zeig drauf” kommt man jedoch zu seinem Essen. Zurück im Hotel, die Wunden noch schnell oberflächlich versorgt und mit der Begleitung eines Singvogels schlief ich dann friedlich ein.

4. Tag – Im Freien übernachten

Motiviert und erholt ging es von Pamplona wieder direkt auf die Berge zu, die über und über mit Windrädern gespickt sind. Blauer Himmel, keine einzige Wolke und die Sonne verrichtet gnadenlos ihr Werk. Der Aufstieg war im Endeffekt nicht so schwer wie erwartet und der Ausblick machte sich bezahlt. Eine kühle Brise wehte umher und das mit transportierte Baguette und der Schinken lockten zum Verzehr. Es ging dann weiter abwärts nach Puente la Reina über sandiges Terrain und manchmal auch Asphalt. Ein letztes Dorf nimmt man für diesen Tag noch in Angriff, doch dies sollte sich als Fehler herausstellen. Im Dorf angekommen erfuhr ich, dass die Herberge wieder einmal voll ist. Ins nächste Dorf zu gehen war nicht mehr möglich. Daher entschied ich mich erst einmal für ein Abendessen. Diesmal wurde die Bestellung durch eine viersprachige Karte wesentlich erleichtert und auch der Wirt hatte sehr viel Geduld. Irgendwie konnte ich dem Wirt vermitteln, dass ich für diesen Abend noch keine Herberge gefunden hatte und prompt bot er mir auch gleich einen Platz in seinem Schuppen an, was ich dann auch dankend annahm.

Der Schuppen war leider schon voll mit Tieren, deshalb entschloss ich, die Nacht im Freien in der Nähe eines Strohballens zu verbringen. Die Nacht stellte sich als etwas unruhig heraus, da der Boden hart war und überall Insekten umherschwirrten. Außerdem ACHTUNG: In Spanien sollte man aufpassen, im Freien zu übernachten. Es gibt wirklich sehr viele streunende Hunde, die umher laufen. Deshalb sollte man es immer bevorzugen, ein Dach über dem Kopf zu haben. Gut, in meiner Lage war dies nicht der Fall, und deshalb geriet ich auch etwas in Panik, als plötzlich der in 100 Meter Entfernung angekettete Hund wie wild bellte und an der Kette zerrte. Auf einmal war nur noch ein Winseln zu hören und schlagartig war es so totenstill, dass ich erschauderte. Ich entschied folglich schnellstmöglich mein Lager abzubauen und zurück in das kleine Dorf zu gehen/laufen. Dort angekommen machte ich mir es erneut auf einem schön harten Steinboden in der Nähe eines Brunnens gemütlich. Hier konnte meiner Nachtruhe nichts mehr im Wege stehen.

5. Tag – Durch die Wüste nach Los Arcos (Navarra)

An einem Samstagmorgen – also schon mitten im Wochenende – wurde ich durch das äußerst dezente Läuten der etwa 50 Meter entfernten Kirchenglocke geweckt. Vielleicht war es aber auch das Auto, welches 5 Mal vorbei gefahren ist. Man weiß es nicht so genau. Jedenfalls spürte ich sehr deutlich, dass ich die Nacht auf einem Betonboden verbracht hatte. Danke an die Isomatte, die das Ganze doch noch erträglich gemacht hat. Motiviert und mit gefüllten Flaschen raus aus dem kleinen Dorf und geradezu in das nächste namens Lorcà. Von dort aus sollte es weiter nach Estella gehen. Nach 4 Stunden musste ich jedoch feststellen, dass Estella an mir schon längst vorübergezogen war und ich es wohl übersehen hatte.

Was dann folgte kann ich nur mit den Worten “heiß”, “Sand”, “heiß”, “trocken”, “heiß” und “Staub” beschreiben. Sogar ein Sanitätswagen war hier für die Pilger unterwegs, um diese mit kühlem frischen Wasser zu versorgen. Nach diesen ermüdenden Strapazen kam ich schlussendlich in Los Arcos an, wo die Herberge doch ziemlich versteckt ist. Hier wurde man gleich mit einem freundlichen “Hallo” statt “Hola” begrüßt, was einen im ersten Moment etwas verwunderte. Nach einem weiteren “Wo kummts denn ihr her?” war die Sache klar. Man befand sich im “Casa de Austria” – eine Herberge, die von Österreich gesponsert wird. Der steirische Verwalter ist sehr gesprächig und erzählt sehr gerne von seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg. Immerhin hat er ihn schon zweimal bewältigt. Der Besitzer der Herberge, ein gebürtiger Spanier, lieferte noch eine zirkusreife Darstellung im Balancieren und Jonglieren und dies rundete den Abend in Los Arcos perfekt ab.