20. Tag – O Cebreiro

“Auf auf … und zwar früh!” war das Motto, denn heute hatte ich viel vor! Diesmal lag wieder einmal ein harter Tag vor mir. Ich musste noch einmal einen letzen Berg bezwingen, der mit einer anstrengenden Steigung auf mich wartete. Der Weg stieg auch ziemlich schnell an, wurde immer steiler und endete für mich erstmal in einem kleinen Dorf, wo ich mein Frühstück nachholte. Dann ging es weiter bergauf bis ich endlich “O Cebreiro” erreichte. Ein kleines, sehr windiges Dörfchen am höchsten Punkt des Berges. Mir war wirklich sehr kalt und deshalb beschloss ich die Mittagspause an einen anderen Ort zu verlegen. Der Abstieg erfolgte größtenteils über eine Bergstraße, die für Radfahrer natürlich sehr gelegen kam. Die nächsten Dörfer waren alle kleine Bauerndörfer. Es ging weiter bergab und am Fuße des Berges erreichte ich mein Tagesziel. Ich musste meinen Platz in einer Herberge erkämpfen, da ich von den ersten vier Herbergen leider nur Absagen bekam und erst in der fünften war noch ein Plätzchen frei. Nach einem ausgiebigen und köstlichen Abendessen fiel ich auch schon bald ins Bett.

23. Tag – Das Ziel Santiago

Nachdem ich um 05:00 Uhr morgens sicher ein paar neue Freunde gewonnen hatte – indem ich das Indiana Jones Theme pfeifend, die Herberge verließ – wusste ich, dass es heute endlich soweit ist. Egal wie lange ich noch brauchte, ich wollte bis nach Santiago durchhalten. Es waren ein bisschen über 45 Kilometer, also doch mehr als sonst. Jedoch kann man sich sicher vorstellen, dass man einen zusätzlichen Motivationsschub bekommt, wenn man so knapp vor dem Ziel ist. Als ich den 20 Kilometer Stein erreichte, fiel mir schon ein Stein vom Herzen. Es war wirklich nicht mehr weit. Die glühende Hitze machte sich heute auch nicht bemerkbar. Ich war einfach nur im Rausch, der sich nur noch verstärkte, als ich in der Ferne das erste Mal Santiago entdeckte. Ich war hin und weg, setzte mich einfach auf den Boden und informierte erst einmal meine Eltern und Freunde darüber. Dieser Moment war wirklich unbeschreiblich. Mit großen Schritten wanderte ich in die Stadt hinein und machte mich gleich auf die Suche nach einer Herberge, die ich dann auch über Umwege bei einer Frau in einem Lebensmittelladen fand. Was ich mir nicht nehmen ließ, war gleich noch die Pilgerurkunde (die Compostela) abzuholen. Sie erhält man nur, wenn man zumindest die letzten 100 Kilometer gepilgert ist. Das erklärt auch ein wenig den Massentourismus auf den letzen Kilometern. Hier wollte wirklich jeder einfach die Urkunde haben. Ganzen Familien, Jung und Alt und sogar Leuten, die einen Koffer hinter sich herzogen, begegnete man hier. Nach einem gemütlichen Essen konnte ich mich friedlich und voller Stolz auf die außergewöhnliche Leistung zur Nachtruhe betten.

24. Tag – Der letzte Tag in Santiago

Irgendwie komisch, um 09:00 Uhr aufzuwachen und nicht mehr losgehen zu müssen. Erst jetzt habe ich wirklich realisiert, dass ich ENDLICH angekommen bin. Einfach herrlich, dazu noch ein Panoramablick aus dem Zimmer direkt auf die Kathedrale von Santiago de Compostela. Ich ging den heutigen Tag ganz gemütlich an. Schließlich war es auch mein letzter, da ich mich am nächsten Tag auf den Weg zurück in das geliebte Heimatland machte. Ich erkundete ein wenig die Altstadt, entspannte ein wenig am Platz der Kathedrale, die wirklich atemberaubend ist, und war leider auch etwas schockiert über die Kommerzialisierung der ganzen Stadt. Überall fand man kleine Läden, die Souvenirs verkauften. Vom Spazierstock über Jakobsmuscheln, Kuscheltiere und Kleidungsstücke fand man einfach alles. Ich verzichtete auf jegliches Souvenir und verabschiedete mich innerlich von der trotzdem sehr schönen Stadt.