Du spielst mit dem Gedanken, den Jakobsweg zu gehen, bist dir aber unsicher, ob das als Anfänger überhaupt eine gute Idee ist? Die Antwort ist ein klares und lautes Ja! Der Jakobsweg ist kein exklusiver Klub für Extremsportler oder tiefgläubige Asketen. Er ist ein Abenteuer für jeden, der einfach mal den ersten Schritt wagt.
Dein traum vom jakobsweg ist näher, als du denkst
Vielleicht denkst auch du beim Jakobsweg sofort an endlose, staubige Wege und extreme Anstrengungen. Viele, die zum ersten Mal darüber nachdenken, zweifeln an ihrer eigenen Fitness oder fragen sich, ob sie die mentale Kraft für so eine lange Wanderung überhaupt aufbringen können. Aber lass dir gesagt sein: Diese Sorgen sind meistens unbegründet.
Dieser Leitfaden ist dafür da, mit dem Mythos aufzuräumen, dass man ein Profi-Wanderer sein muss. Wir zeigen dir, wie der Jakobsweg zu einem greifbaren Ziel wird – für jeden, der sich nach einer Auszeit, nach Natur oder einfach nach einer tiefen, persönlichen Erfahrung sehnt. Es ist so viel mehr als nur eine Wanderung; es ist eine Reise zu dir selbst.
Warum menschen den jakobsweg gehen
Die Gründe, sich auf den Weg zu machen, sind so bunt und vielfältig wie die Pilger selbst. Für die einen ist es eine spirituelle Suche, ein Weg, um dem lauten Alltag zu entkommen und wieder zu sich zu finden. Andere suchen die sportliche Herausforderung, dieses unbeschreibliche Gefühl, eine gewaltige Distanz aus eigener Kraft zu meistern.
Wieder andere nutzen die Zeit ganz bewusst für ein „Digital Detox“, um dem ständigen Piepsen des Handys zu entfliehen. Die Motivationen sind oft sehr persönlich und entwickeln sich manchmal erst auf dem Weg.
Der Jakobsweg ist weniger eine Frage der Kondition als vielmehr eine des Willens. Der wahre Weg beginnt im Kopf, und der erste Schritt auf dem Pfad ist oft der wichtigste.
Diese Karte zeigt eindrucksvoll das riesige Netz an Jakobswegen, das ganz Europa durchzieht. All diese Wege führen schlussendlich nach Santiago de Compostela.
Man sieht sofort: Der Jakobsweg ist nicht ein einzelner Pfad. Es ist ein ganzes System aus unzähligen Routen, das es wirklich jedem ermöglicht, den passenden Einstieg für sich zu finden.
Ein weg für alle
Egal, was dich antreibt, eines ist sicher: Die Gemeinschaft auf dem Weg ist etwas ganz Besonderes. Du wirst Menschen aus allen Ecken der Welt treffen, jeder mit seiner eigenen Geschichte im Rucksack. Diese Begegnungen sind oft genauso eine Bereicherung wie die atemberaubende Landschaft selbst.
Die Zahlen sprechen für sich. Laut dem Pilgerbüro in Santiago kamen in einem einzigen Jahr bis Mitte Juli über 240.000 Pilger am Ziel an, darunter allein 2.459 aus Österreich. Während rund 42,6 Prozent angaben, aus religiösen Gründen unterwegs zu sein, waren es bei 22,7 Prozent rein weltliche Motive. Mehr spannende Fakten dazu findest du in den Pilgerstatistiken auf dersonntag.at.
Wir nehmen dich jetzt an die Hand und zeigen dir Schritt für Schritt, wie du dein Abenteuer planen kannst. Du wirst sehen: Der erste Schritt ist tatsächlich der leichteste.
Die beste Jakobsweg-Route für Anfänger auswählen
Die Wahl des richtigen Weges ist vielleicht die wichtigste Entscheidung, die du zu Beginn deines Jakobsweg-Abenteuers triffst. Stell es dir vor wie die Wahl des richtigen Buches für eine lange Zugreise – es prägt dein gesamtes Erlebnis. Es gibt nicht den einen „besten“ Weg für alle, aber es gibt ganz sicher den besten Weg für dich.
Die Jakobswege in Spanien sind unglaublich vielfältig, von kurzen Abschnitten um die 120 km bis hin zu epischen Wanderungen über 1.000 km. Die meisten der populären Routen liegen irgendwo zwischen 240 und 800 km. Ein erfahrener Pilger schafft im Schnitt vielleicht 4 km/h, aber als Anfänger solltest du realistisch mit 2 bis 3 km/h rechnen. Das bedeutet, für die magischen 100 km, die du für die Compostela-Urkunde brauchst, solltest du locker 5 bis 8 Tage einplanen.
Um dir die Entscheidung ein wenig leichter zu machen, schauen wir uns drei der beliebtesten und anfängerfreundlichsten Routen genauer an. Wir vergleichen sie nach dem, was wirklich zählt: Wie gut ist die Infrastruktur, wie anspruchsvoll ist das Gelände, wie viele andere Pilger sind unterwegs und wie viel Zeit musst du einplanen.
Die folgende Grafik bringt den ersten Schritt auf den Punkt: Bist du im Herzen bereit, dich auf dieses Abenteuer einzulassen?

Wie du siehst, beginnt alles mit dem inneren Ruf – der Rest ist Organisation und der erste Schritt vor die Haustür.
Der Camino Francés: Der Klassiker
Der Camino Francés ist der unangefochtene Klassiker, der Inbegriff des Jakobswegs. Traditionell startet er in Saint-Jean-Pied-de-Port in den französischen Pyrenäen und schlängelt sich über fast 800 Kilometer quer durch Nordspanien bis nach Santiago.
Was ihn für Anfänger so gut macht:
- Perfekte Infrastruktur: Du findest buchstäblich alle paar Kilometer Herbergen (Albergues), kleine Bars für den Café con leche und Läden. Versorgung und Unterkunft sind hier ein Kinderspiel.
- Die Camino-Familie: Das ist der belebteste Weg. Wenn du gerne neue Leute kennenlernst und die Gemeinschaft spüren willst, bist du hier goldrichtig.
- Kinderleichte Orientierung: Die gelben Pfeile und Muschelsymbole sind allgegenwärtig. Sich hier zu verlaufen, ist schon fast eine Kunst.
Was man bedenken sollte:
- Viel Trubel: Gerade im Sommer kann es richtig voll werden. Das macht die Herbergssuche manchmal zu einem kleinen Wettrennen.
- Die Distanz: Die vollen 800 km sind eine echte Hausnummer für den Anfang. Viele Einsteiger starten deshalb erst in Sarria (die letzten 100 km) oder León, um ein Gefühl für den Weg zu bekommen.
Wenn du das ultimative Gemeinschaftsgefühl erleben und dich um nichts sorgen möchtest, dann ist der Camino Francés deine Route. Er ist sozusagen die soziale Autobahn unter den Jakobswegen.
Alles, was du über die einzelnen Etappen wissen musst, findest du in unserem Detailartikel über den Camino Francés und seine Etappen.
Der Camino Português: Der Malerische
Der portugiesische Weg wird immer beliebter, und das aus gutem Grund. Er bietet zwei wunderschöne Hauptvarianten: den zentralen Weg durchs historische Landesinnere und den Küstenweg (Camino da Costa) direkt am Atlantik. Startpunkt ist für die meisten Porto.
Besonders der Küstenweg ist für Anfänger ein Traum. Er ist überwiegend flach, schenkt dir atemberaubende Ausblicke auf den Ozean und ist mit seinen rund 280 Kilometern ab Porto in gut zwei Wochen machbar. Auch die Infrastruktur ist mittlerweile top.
Der zentrale Weg ist ein wenig kürzer und führt dich durch charmante portugiesische Städte und Dörfer. Auch er ist super markiert und hat eine gute Dichte an Herbergen.
Der Camino Português auf einen Blick:
- Flexibilität: Du hast die Wahl zwischen der rauen Schönheit der Küste und dem historischen Charme des Inlandes.
- Angenehme Länge: Perfekt, wenn du zwei oder drei Wochen Zeit hast.
- Gute Mischung: Er ist gesellig, aber spürbar ruhiger als der Camino Francés.
Der Camino Inglés: Der Kurze
Der Camino Inglés, der „englische Weg“, ist der kürzeste der klassischen Jakobswege. Traditionell startet er in den Hafenstädten Ferrol oder A Coruña in Galicien. Von Ferrol aus sind es nur rund 120 Kilometer – ideal für eine Pilgerreise von einer Woche.
Dieser Weg ist perfekt, um ins Pilgerleben hineinzuschnuppern, ohne sich gleich für einen ganzen Monat zu verpflichten. Er führt dich durch das saftig grüne Galicien und ist landschaftlich ein Genuss. Die Infrastruktur ist gut, wenn auch nicht ganz so dicht wie auf den anderen beiden Routen.
Eine Top-Wahl, wenn deine Zeit begrenzt ist oder du einfach mal testen willst, ob das lange Wandern überhaupt dein Ding ist.
Jakobsweg Routenvergleich für Anfänger
Um die Entscheidung noch klarer zu machen, hier ein direkter Vergleich der drei vorgestellten Routen. So siehst du auf einen Blick, welcher Weg am besten zu deinen Vorstellungen passt.
| Route | Startpunkt (typisch) | Länge (ca.) | Dauer (ca.) | Schwierigkeit | Ideal für |
|---|---|---|---|---|---|
| Camino Francés | Saint-Jean-Pied-de-Port | 800 km | 30–35 Tage | Mittel | Pilger, die Gemeinschaft und eine perfekte Infrastruktur suchen. |
| Camino Português | Porto (Küste/Zentral) | 260–280 km | 12–14 Tage | Leicht–Mittel | Einsteiger, die Landschaftsvielfalt und eine moderate Dauer schätzen. |
| Camino Inglés | Ferrol | 120 km | 5–7 Tage | Leicht | Pilger mit wenig Zeit oder solche, die das Pilgern erst einmal ausprobieren möchten. |
Jeder dieser Wege hat seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter. Der beste Weg ist letztendlich der, der dich am meisten ruft. Hör auf dein Bauchgefühl – es wird dich schon in die richtige Richtung führen.
Deine Pilgerreise Schritt für Schritt planen
Eine gute Vorbereitung ist ehrlich gesagt die halbe Miete für einen gelungenen Jakobsweg. Sie ist der Schlüssel, der aus anfänglicher Unsicherheit echte Vorfreude macht und dafür sorgt, dass du unterwegs den Kopf freihast – für die Landschaft, die Menschen und vor allem für dich selbst.
Aber keine Sorge, die Planung muss kein unüberwindbarer Berg sein. Man kann sie ganz entspannt in drei Bereiche aufteilen, die dich perfekt auf dein großes Abenteuer einstimmen.
Deine körperliche Vorbereitung
Dein Körper ist dein wichtigster Begleiter, und der muss für die täglichen Etappen von durchschnittlich 20 bis 25 Kilometern fit gemacht werden. Das heißt aber nicht, dass du zum Marathonläufer mutieren musst. Es geht einfach darum, eine solide Grundausdauer aufzubauen, damit deine Muskeln und Gelenke die Dauerbelastung gut wegstecken.
Am besten fängst du etwa zwei bis drei Monate vor deiner Abreise mit regelmäßigen, längeren Spaziergängen oder Wanderungen an. Steigere dich langsam, aber konsequent. Das Ziel ist, dass du am Ende deines Trainings ganz locker mehrere Stunden am Stück gehen kannst – und zwar mit deinem vollgepackten Rucksack.
Das absolut Wichtigste in dieser Phase ist aber das Einlaufen deiner Wanderschuhe. Neue Schuhe sind und bleiben der Hauptgrund für fiese Blasen, die dir die ganze Freude am Pilgern verderben können. Trag sie also so oft es geht, im Alltag und bei jeder Trainingswanderung.
Deine Füße werden dich Tausende von Kilometern tragen. Behandle sie gut, und sie werden es dir auf dem Weg danken. Das Einlaufen der Schuhe ist keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit.
Mentale Stärke und realistische Erwartungen
Mindestens genauso entscheidend wie die körperliche Fitness ist deine mentale Einstellung. Der Jakobsweg ist kein Sonntagsspaziergang. Es wird garantiert Tage geben, an denen es schüttet, dir jeder Knochen wehtut oder du dich vielleicht mal einsam fühlst. Das ist völlig normal und gehört zur Erfahrung dazu.
Setze dir realistische Ziele. Es geht nicht darum, jeden Tag einen neuen Distanzrekord aufzustellen. Viel wichtiger ist es, deinen eigenen Rhythmus zu finden und auf die Signale deines Körpers zu hören. Flexibilität wird auf dem Camino dein bester Freund sein.
Falls du alleine losziehst, bereite dich gedanklich darauf vor. Mach dir bewusst, dass du viel Zeit mit dir selbst verbringen wirst. Sieh das als eine wunderbare Chance zur Selbstreflexion und nicht als etwas, wovor man Angst haben muss. Du wirst auf dem Weg ohnehin schnell merken: Man ist nie wirklich allein, außer man möchte es gerade sein.
Die organisatorische Planung
So, und jetzt geht’s ans Eingemachte: die konkreten Buchungen und Besorgungen. Eine gute Organisation im Vorfeld nimmt dir unterwegs unglaublich viel Stress von den Schultern.
Checkliste für deine Organisation:
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Reisezeit wählen: Die beliebtesten Monate sind Mai, Juni und September. Dann ist das Wetter meistens angenehm, und die Wege sind belebt, aber nicht hoffnungslos überfüllt. Im Hochsommer (Juli/August) kann es in Spanien brutal heiß werden, was das Wandern zur echten Qual machen kann.
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An- und Abreise buchen: Kümmere dich frühzeitig darum, wie du zu deinem Startpunkt und von Santiago de Compostela wieder nach Hause kommst. Flüge und Zugtickets sind oft deutlich günstiger, wenn man sie rechtzeitig bucht.
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Den Pilgerpass besorgen: Der Credencial del Peregrino ist dein wichtigstes Dokument. Du brauchst ihn, um in den offiziellen Pilgerherbergen (Albergues) übernachten zu können. Den Pass bekommst du bei den Jakobusgesellschaften in Österreich oder auch direkt in den größeren Startorten wie Sarria oder Porto.
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Budget planen: Als Faustregel kannst du als Anfänger mit 30 bis 40 Euro pro Tag gut auskommen. Das deckt eine einfache Unterkunft, das günstige Pilgermenü am Abend und die Verpflegung für unterwegs ab.
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Reiseversicherung prüfen: Schau nach, ob du eine gültige Auslandskrankenversicherung hast. Die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK) solltest du auf jeden Fall dabeihaben.
Gerade die Wahl der Reisezeit ist ein entscheidender Punkt. Für das Heilige Jahr 2025 werden absolute Rekordzahlen erwartet – Prognosen gehen von über einer halben Million Pilger aus! In den Spitzenmonaten Mai und August könnten das über 70.000 Pilger pro Monat sein. Das sind täglich rund 2.300 Menschen, was die Herbergen an ihre Grenzen bringen wird. Mehr zu diesen Prognosen liest du bei Vatican News zu den Erwartungen für 2025.
Eine ordentliche Planung mag auf den ersten Blick nach viel Arbeit aussehen, aber sie ist der beste Weg, um am Ende wirklich entspannt und voller Vorfreude in dein Abenteuer zu starten. Wenn du noch tiefer in die Details eintauchen willst, findest du in unserem Artikel über die umfassende Vorbereitung auf den Jakobsweg viele weitere wertvolle Tipps und Checklisten.
Die minimalistische Packliste für Anfänger
Weniger ist mehr – dieser Spruch ist auf dem Jakobsweg pures Gold wert. Jedes einzelne Gramm, das du nicht auf deinem Rücken schleppst, bedeutet mehr Freiheit und Freude am Pilgern. Die Devise lautet ganz klar: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Eine Faustregel, die sich über Jahrzehnte bewährt hat, ist die 10 %-Regel. Dein Rucksack sollte, vollgepackt mit Wasser und Proviant, nicht mehr als 10 % deines Körpergewichts wiegen. Wenn du also 70 Kilo auf die Waage bringst, sind das maximal 7 Kilo Gepäck. Klingt nach fast nichts, ist aber absolut machbar und der beste Schutz vor fiesen Rückenschmerzen und totaler Erschöpfung.

Damit du nicht planlos vor einem Berg an Ausrüstung stehst, haben wir eine minimalistische Packliste für dich zusammengestellt. Sie hat sich bei unzähligen Pilgern bewährt und hilft dir, den Überblick zu behalten.
Der Rucksack und die Grundausstattung
Dein Rucksack wird dein mobiles Zuhause sein. Wähle ihn also mit Bedacht! Für die meisten Jakobswege reicht ein Modell mit 30 bis 40 Litern Volumen völlig aus. Achte auf ein geringes Eigengewicht (unter 1 kg ist ideal), ein bequemes Tragesystem mit Hüftgurt und die richtige Rückenlänge für deine Statur.
Deine Grundausstattung sollte Folgendes umfassen:
- Leichter Schlafsack oder Hüttenschlafsack: In den meisten Herbergen gibt es zwar Decken, aber ein eigenes Inlett aus Seide oder Baumwolle ist aus hygienischer Sicht unbezahlbar.
- Schnelltrocknendes Mikrofaserhandtuch: Kaum Gewicht, kleines Packmaß und trocknet in Windeseile.
- Stirnlampe: Absolut unverzichtbar, wenn du nachts mal raus musst oder frühmorgens im Schlafsaal packen willst, ohne gleich alle aufzuwecken.
Kleidung nach dem Zwiebelprinzip
Das Wetter in Spanien kann launisch sein, deshalb ist das Zwiebel- oder Schichtenprinzip dein bester Freund. Setze auf funktionale Materialien wie Merinowolle oder Synthetikfasern, die den Schweiß vom Körper wegleiten. Baumwolle ist dein Feind – sie saugt sich voll, klebt am Körper und braucht eine Ewigkeit zum Trocknen.
Deine Kleider-Checkliste:
- 2 Funktions-T-Shirts: Eins hast du an, das andere wäschst du abends durch und hängst es zum Trocknen an den Rucksack.
- 1 Langarmshirt (Funktionsmaterial): Ideal als zweite Schicht oder als Sonnenschutz an kühleren Tagen.
- 1 leichte Fleecejacke oder ein dünner Fleecepullover: Für die kühlen Morgen- und Abendstunden.
- 1 leichte, wasser- und winddichte Regenjacke: Ein absolutes Muss, egal zu welcher Jahreszeit du unterwegs bist.
- 1 Wanderhose (evtl. mit Zipp-Funktion): Eine Hose, die sich in eine kurze verwandeln lässt, spart enorm viel Platz und Gewicht.
- 1 kurze Hose oder Leggings: Bequem für den Abend in der Herberge oder für besonders heiße Tage.
- 2-3 Paar Wandersocken: Hochwertige Socken (z. B. aus Merinowolle oder doppellagig) sind die beste Versicherung gegen Blasen.
- 2-3 Garnituren Funktionsunterwäsche.
Denk immer dran: Du hast fast jeden Tag die Gelegenheit, deine Sachen kurz per Hand durchzuwaschen. Mehr als zwei oder drei Teile von jedem Kleidungsstück brauchst du wirklich nicht.
Schuhe und Fußpflege
Deine Füße sind dein wichtigstes Werkzeug auf dem Camino. Gut eingelaufene Wanderschuhe sind das A und O. Ob du dich für feste Wanderstiefel oder leichtere Trailrunning-Schuhe entscheidest, ist Geschmackssache und hängt auch von der Route ab. Für die meisten Jakobswege sind leichtere Schuhe aber völlig ausreichend.
Was außerdem unbedingt in den Rucksack muss:
- Leichte Sandalen oder Flip-Flops: Eine Wohltat für deine Füße nach einem langen Marsch und perfekt für die Herberge.
- Blasenpflaster und Hirschtalgcreme: Zur Vorbeugung und für den Fall, dass es doch mal eine Druckstelle gibt.
Gesundheit und wichtige Dokumente
Eine kleine, aber feine Reiseapotheke sichert dich für die häufigsten Wehwehchen ab.
- Erste-Hilfe-Set: Mit Pflastern, Desinfektionsmittel, Schmerztabletten (z. B. Ibuprofen) und deinen persönlichen Medikamenten.
- Sonnenschutz: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille.
- Hygieneartikel: Alles in kleinen Reisegrößen (Zahnpasta, Duschgel usw.).
- Dokumente: Personalausweis, europäische Krankenversicherungskarte (EKVK), dein Pilgerpass (Credencial) und etwas Bargeld für alle Fälle.
Wenn du eine noch genauere Aufschlüsselung mit Produktempfehlungen suchst, schau dir unseren ausführlichen Guide zur kompletten Ausrüstung für den Jakobsweg an. Dort findest du wirklich alles, was du für dein Abenteuer brauchst.
Dein alltag auf dem jakobsweg
Auf dem Jakobsweg stellt sich schnell ein ganz eigener Puls ein. Ein einfacher, aber irgendwie auch tiefgreifender Rhythmus, der für die meisten zur liebgewonnenen Routine wird. Falls du dich als Anfänger fragst, was dich da eigentlich Tag für Tag erwartet: Stell dir einen ganz simplen, fokussierten Tagesablauf vor, der dich wieder näher an das Wesentliche heranbringt.
Der typische Pilgertag startet früh, oft schon mit dem ersten Dämmerlicht so zwischen 6:00 und 7:00 Uhr. Die meisten packen dann ganz leise im Schein ihrer Stirnlampe ihre Sachen, um die anderen im Schlafsaal ja nicht zu wecken. Nach einem schnellen Frühstück – oft nicht mehr als ein Kaffee und ein Croissant in der Herberge oder in der ersten Bar am Wegesrand – geht’s auch schon los in die kühle Morgenluft.

Ganz ehrlich, die ersten Stunden sind oft die schönsten. Die Welt erwacht langsam, die Temperaturen sind noch angenehm und man schafft schon einen ordentlichen Teil der Tagesetappe. Unterwegs gibt es in den kleinen Dörfern immer wieder die Chance für eine kurze Pause, um die Wasserflasche aufzufüllen oder einen kleinen Snack zu verdrücken. Gegen Mittag, spätestens aber am frühen Nachmittag, hat man sein Tagesziel meistens schon erreicht.
Herbergen finden und ankommen
In der Herberge anzukommen ist jeden Tag ein kleines Ritual. Man sichert sich sein Bett, gönnt sich eine erfrischende Dusche und wäscht die verschwitzte Kleidung des Tages kurz mit der Hand durch. Danach bleibt noch richtig viel Zeit, um die Füße hochzulegen, das Dorf zu erkunden, sich einen neuen Stempel für den Pilgerpass zu holen oder einfach mit den anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen.
Für den Jakobsweg für Anfänger gibt es im Grunde zwei Arten von Unterkünften, die du kennen solltest:
- Öffentliche Herbergen (Albergues Municipales): Diese werden von der Gemeinde betrieben, sind unschlagbar günstig (oft nur 8 bis 12 Euro) und bieten eine ganz einfache Ausstattung mit Schlafsälen. Hier gilt das eiserne Prinzip: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Vorreservieren ist nicht möglich.
- Private Herbergen (Albergues Privados): Diese sind ein bisschen teurer (ca. 12 bis 20 Euro), bieten dafür aber oft mehr Komfort wie kleinere Zimmer, bessere Bäder und manchmal ist sogar ein Frühstück dabei. Der riesige Vorteil: Man kann sie in der Regel vorreservieren, was gerade in der Hauptsaison eine Menge Stress erspart.
Natürlich gibt es zwischendurch auch Pensionen und kleine Hotels. Das kann eine willkommene Abwechslung sein, wenn man sich mal wieder nach ein bisschen mehr Privatsphäre sehnt.
Der Nachmittag auf dem Jakobsweg ist eine Zeit der Regeneration und der Gemeinschaft. Die eigentliche Wanderung mag vorbei sein, doch die Reise des Tages geht in den Gesprächen und der geteilten Ruhe in der Herberge weiter.
Verpflegung für leib und seele
Auch beim Essen pendelt sich schnell ein einfaches, aber absolut sättigendes Muster ein. Tagsüber versorgen sich die meisten einfach aus dem Rucksack mit Brot, Käse, Obst und Nüssen, die man in den kleinen Dorfläden bekommt. Das schont nicht nur das Budget, sondern gibt dir auch die Freiheit, deine Pausen genau dort zu machen, wo es dir gerade gefällt.
Das kulinarische Highlight für viele ist aber abends das Pilgermenü (Menú del Peregrino). So gut wie jedes Restaurant entlang des Weges bietet ein dreigängiges Menü inklusive Wein und Wasser für einen wirklich fairen Preis von etwa 10 bis 15 Euro an.
Ein typisches Menü sieht so aus:
- Vorspeise: Oft eine Suppe, ein großer Salat oder ein Nudelgericht.
- Hauptspeise: Meist die Wahl zwischen einem Fleisch- oder Fischgericht mit Beilagen.
- Nachspeise: Ein einfacher Kuchen, Flan, Joghurt oder etwas Obst.
Dieses Menü ist nicht nur eine günstige Art, die regionalen Spezialitäten zu probieren. Es ist vor allem der perfekte Ort, um den Tag mit neu gewonnenen Freunden ausklingen zu lassen. Man könnte es als die soziale Tankstelle des Jakobswegs bezeichnen, wo Geschichten ausgetauscht und Pläne für den nächsten Tag geschmiedet werden.
Die wichtigsten fragen (und antworten) für deinen ersten jakobsweg
Auch mit der besten Planung im Gepäck schwirren einem oft noch ein paar letzte Fragen im Kopf herum. Das ist ganz normal! Hier findest du Antworten auf die Klassiker, die sich fast jeder Neuling auf dem Jakobsweg stellt. So kannst du mit einem richtig guten Gefühl in dein Abenteuer starten.
Was kostet mich der Jakobsweg eigentlich?
Als eine ganz grobe Hausnummer, mit der du gut planen kannst, solltest du mit einem Tagesbudget von 30 bis 40 Euro rechnen. Damit kommst du als bodenständiger Pilger wunderbar über die Runden.
Dieser Betrag deckt normalerweise alles ab, was du täglich brauchst:
- Die Übernachtung: Ein Bett in einer einfachen, öffentlichen Pilgerherberge (Albergue Municipal) schlägt meist mit 8 bis 15 Euro zu Buche.
- Das Abendessen: Das typische dreigängige Pilgermenü, oft sogar mit Wein oder Wasser, bekommst du für 10 bis 15 Euro. Eine echte Institution!
- Frühstück & Proviant: Für den Kaffee am Morgen, ein kleines Frühstück und ein paar Snacks für unterwegs solltest du nochmal 5 bis 10 Euro einplanen.
Wenn du dir etwas mehr Komfort in privaten Herbergen gönnen oder öfter mal à la carte im Restaurant essen möchtest, kalkuliere lieber mit 40 bis 50 Euro pro Tag. Und denk dran: Die Kosten für deine An- und Abreise sowie die Ausrüstung kommen natürlich noch obendrauf.
Kann ich den Jakobsweg als Frau allein gehen?
Ja, absolut! Mach dir da keine Sorgen. Der Jakobsweg gilt als außergewöhnlich sicher und wird jedes Jahr von Tausenden Frauen begangen, die alleine unterwegs sind. Die Pilger-Community ist unglaublich hilfsbereit, und man passt aufeinander auf.
Auf den populären Routen bist du tagsüber ohnehin so gut wie nie wirklich allein. Es sind eigentlich immer andere Pilger in Sichtweite. Und abends in den Herbergen findest du blitzschnell Anschluss, wenn du das möchtest. Trotzdem gilt natürlich auch hier: Hör auf dein Bauchgefühl und halte dich an die üblichen Sicherheitsregeln, wie zum Beispiel nachts nicht allein durch leere Gassen zu ziehen.
Was mache ich, wenn ich Blasen an den Füßen bekomme?
Ah, die Blasen – der ewige Feind des Pilgers. Am allerbesten ist es, wenn sie gar nicht erst entstehen. Vorbeugung ist hier wirklich alles: perfekt eingelaufene Schuhe, nahtfreie Wandersocken (Merinowolle ist ein Traum!) und regelmäßige Pausen, in denen du deine Füße einfach mal an die frische Luft lässt.
Der wichtigste Tipp: Sobald du auch nur die kleinste Druck- oder Reibungsstelle spürst, handle sofort! Anhalten, Socken aus, und die Stelle mit einem guten Blasenpflaster oder Tape schützen, bevor sich überhaupt eine richtige Blase bilden kann.
Wenn es dich doch erwischt hat, lass die Blase am besten in Ruhe und polstere sie gut ab. Nur wenn sie riesig ist und du vor Schmerzen kaum noch auftreten kannst, solltest du sie vorsichtig mit einer sterilen Nadel aufstechen. Danach die Flüssigkeit sanft rausdrücken, desinfizieren und sauber abdecken.
Brauche ich diesen Pilgerpass wirklich?
Ja, der Pilgerpass – das Credencial – ist absolut unverzichtbar. Er ist sozusagen deine Eintrittskarte in die Welt des Pilgerns und vor allem in die günstigen, öffentlichen Herbergen. Ohne ihn stehst du dort oft vor verschlossener Tür.
In jeder Herberge, aber auch in vielen Kirchen, Cafés oder Touristenbüros am Weg, sammelst du Stempel (Sellos). Diese beweisen, welchen Weg du zurückgelegt hast. Um am Ziel in Santiago de Compostela die offizielle Pilgerurkunde, die „Compostela“, zu bekommen, musst du lückenlos nachweisen, dass du die letzten 100 km zu Fuß (oder 200 km mit dem Rad) gepilgert bist. Und genau dafür brauchst du die Stempel im Credencial.
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