Die Vía de la Plata ist mit ihren rund 1.000 Kilometern von Sevilla bis nach Astorga einer der längsten und geschichtsträchtigsten Jakobswege in Spanien. Wer hier unterwegs ist, sucht meist etwas anderes als auf dem quirligen Camino Francés: Ruhe, endlose Weite und eine fast greifbare Verbindung zur römischen Vergangenheit des Landes.
Was macht die Vía de la Plata so besonders?
Stell dir vor, du wanderst nicht nur, du unternimmst eine Zeitreise. Die Vía de la Plata ist viel mehr als ein bloßer Pilgerweg; sie ist ein offenes Geschichtsbuch, und mit jedem Schritt blätterst du eine neue Seite auf. Ihre Wurzeln liegen nämlich nicht im mittelalterlichen Pilgertum, sondern in der knallharten strategischen Planung des Römischen Reiches.
Die „Silberstraße“ war ursprünglich die militärische und kommerzielle Hauptschlagader, die den ressourcenreichen Süden mit dem Norden der Iberischen Halbinsel verband. Heute folgst du genau diesen Spuren, gehst auf originalen Abschnitten alter Römerstraßen und kommst an Meilensteinen vorbei, die seit zweitausend Jahren Wind und Wetter trotzen.
Ein Weg für Abenteurer und Ruhesuchende
Im Gegensatz zum berühmten Camino Francés, der oft als sehr sozial und belebt beschrieben wird, ist die Vía de la Plata eine Reise in die Stille. Überfüllte Herbergen oder den morgendlichen Wettlauf um das nächste Bett wirst du hier kaum finden. Stattdessen erwarten dich ganz andere Dinge:
- Einsamkeit und Weite: Dich erwarten lange Etappen durch die schier endlosen Landschaften der Extremadura. Der Horizont wird dein ständiger Begleiter sein.
- Authentizität: Du erlebst ein Spanien, das weit weg ist von den üblichen Touristenpfaden. Du durchquerst kleine Dörfer, in denen die Uhren noch anders zu ticken scheinen.
- Eine echte Herausforderung: Die oft langen Distanzen zwischen den Ortschaften fordern eine gute Planung und Kondition. Das macht den Weg zu einem echten Abenteuer.
Dieser Weg ist wie gemacht für Pilger, die eine tiefere, fast schon meditative Erfahrung suchen. Er fordert dich, keine Frage. Aber er belohnt dich mit einer unvergleichlichen Ruhe und dem Gefühl, etwas wirklich Einzigartiges geschafft zu haben.
Ein Pfad mitten durch die Geschichte
Der historische Reichtum ist hier nicht nur Beiwerk, er ist allgegenwärtig. Entlang der gesamten Strecke stößt du auf beeindruckende Zeugnisse der Vergangenheit. Die Vía de la Plata ist eine der ältesten und längsten historischen Routen Spaniens, angelegt von den Römern, um strategisch wichtige Zentren wie Mérida, Cáceres und Salamanca zu verbinden. Du siehst spektakuläre römische Bauwerke, darunter Aquädukte und antike Brücken, die noch heute von der Ingenieurskunst vergangener Zeiten zeugen. Mehr über die spannende Geschichte findest du übrigens auf the-camino-history.com.
Genau diese Mischung aus Stille, landschaftlicher Schönheit und historischer Tiefe macht die Vía de la Plata zu einem unvergesslichen Erlebnis für jeden, der bereit ist, die ausgetretenen Pfade zu verlassen.
Um dir einen schnellen Überblick zu verschaffen, habe ich die wichtigsten Fakten hier einmal zusammengefasst.
Die Vía de la Plata auf einen Blick
Diese Tabelle fasst die wichtigsten Merkmale zusammen und hilft dir, den Weg schnell einzuschätzen.
| Merkmal | Beschreibung |
|---|---|
| Länge | Ca. 1.000 km (Sevilla bis Santiago de Compostela) |
| Startpunkt | Sevilla in Andalusien |
| Endpunkt | Astorga (Anschluss an Camino Francés) oder Santiago de Compostela (via Camino Sanabrés) |
| Dauer (zu Fuß) | 35-45 Tage (je nach Tempo und gewählter Route) |
| Dauer (Fahrrad) | 14-20 Tage |
| Beste Reisezeit | Frühling (April-Mai) und Herbst (September-Oktober) |
| Schwierigkeit | Mittel bis anspruchsvoll (wegen der langen Etappen und Hitze im Sommer) |
| Markierung | Gut, aber nicht so dicht wie auf dem Camino Francés |
| Unterkünfte | Netz aus öffentlichen und privaten Herbergen, weniger dicht als auf anderen Wegen |
Diese Eckdaten zeigen schon: Die Vía de la Plata ist kein Spaziergang, sondern ein echtes Pilgerabenteuer, das eine gute Vorbereitung erfordert.
Die Etappen von Sevilla bis Astorga meistern
Gleich vorweg: Die Vía de la Plata ist mit ihren rund 1.000 Kilometern eine echte Hausnummer. Aber genau das macht sie ja auch zu einem unvergleichlichen Abenteuer. Um diese gewaltige Distanz zu packen, musst du sie in verdauliche Häppchen zerlegen. Stell dir den Weg wie ein dickes Buch vor – das liest man ja auch Seite für Seite und nicht alles auf einmal. Genauso gehst du hier Etappe für Etappe.
Anders als auf vielen anderen Jakobswegen gibt dir die Vía de la Plata oft einen klaren Rhythmus vor. Die Infrastruktur, also die Abstände zwischen den Dörfern mit Herbergen und Wasserstellen, wird quasi zu deinem Taktgeber. Viel Raum für spontane Planänderungen bleibt da nicht, denn manchmal läufst du 20 bis 30 Kilometer durchs Nichts, ohne eine Menschenseele zu treffen.
Die Route im Überblick von Süd nach Nord
Deine Reise beginnt im sonnenverwöhnten Andalusien, führt dich durch die scheinbar endlose Weite der Extremadura und mitten ins historische Herz von Kastilien und León. Erst danach entscheidest du, wie du die letzten Kilometer nach Santiago de Compostela angehen möchtest.
Man kann den Weg wunderbar in drei große Abschnitte gliedern. Jeder davon hat seinen ganz eigenen Charakter, seine eigenen Reize und natürlich auch seine eigenen Herausforderungen.
- Andalusien (Sevilla bis Monesterio): Hier geht es los mit sanften Hügeln, endlosen Olivenhainen und den ersten langen, sonnigen Etappen. Perfekt, um sich an den Rhythmus des Weges zu gewöhnen.
- Extremadura (Monesterio bis Baños de Montemayor): Das ist das Herzstück der Vía de la Plata. Mach dich auf extrem lange, flache und einsame Abschnitte durch die berühmten Dehesas gefasst, wo Rinder und Schweine unter Steineichen grasen. Hier sind vor allem mentale Stärke und eine clevere Wasserplanung gefragt.
- Kastilien und León (Baños de Montemayor bis Astorga): Die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher und die Temperaturen etwas milder. Du durchquerst geschichtsträchtige Städte wie Salamanca und Zamora und stehst bald vor einer wichtigen Entscheidung.
Die folgende Grafik zeigt, wie sich die Vía de la Plata von einer alten Römerstraße zu einer der wichtigsten Pilgerrouten Spaniens entwickelt hat.

Man sieht deutlich, dass der heutige Pilgerweg tief in der spanischen Geschichte verwurzelt ist und seine Bedeutung über die Jahrhunderte immer wieder verändert hat.
Eine wichtige Entscheidung in Granja de Moreruela
Nach ungefähr 700 Kilometern kommst du in dem kleinen Ort Granja de Moreruela an. Hier teilt sich der Weg, und du musst dich entscheiden, wie deine Pilgerreise zu Ende gehen soll. Es ist eine Weggabelung, die den Charakter deiner letzten Wochen komplett verändern wird.
- Weiter auf der Vía de la Plata nach Astorga: Du bleibst auf der historischen Route und erreichst nach einigen weiteren Tagen Astorga. Dort triffst du auf den sehr belebten Camino Francés und legst die letzten Kilometer gemeinsam mit Pilgern aus aller Welt zurück.
- Abzweig auf den Camino Sanabrés: Diese Variante führt dich direkt westwärts durch die grünen Hügel Galiciens nach Santiago. Der Camino Sanabrés behält den ruhigen, fast schon meditativen Charakter der Vía de la Plata bei.
Viele erfahrene Pilger empfinden den Camino Sanabrés als die logischere und stimmigere Fortsetzung. Er bewahrt genau die Stille und Authentizität, die sie auf den ersten 700 Kilometern so schätzen gelernt haben. Aber am Ende ist es natürlich eine ganz persönliche Entscheidung.
Beispielhafte Etappenplanung von Sevilla bis Cáceres
Um dir ein besseres Gefühl für die Tagesplanung zu geben, haben wir hier eine Übersicht der ersten Etappen zusammengestellt. Das sind natürlich nur Vorschläge! Je nach Fitness, Wetter und Lust und Laune kannst du die Etappen auch anders legen – solange die Infrastruktur es hergibt. Eine gute Vorbereitung ist hier wirklich alles. Wenn du tiefer in die Planung einsteigen willst, empfehlen wir dir unseren umfassenden Guide zur Vorbereitung auf den Jakobsweg.
Beispielhafte Etappenplanung von Sevilla bis Cáceres
Eine Übersicht der ersten Etappen zu Fuß mit Distanz und wichtigen Hinweisen zur Orientierung.
| Etappe | Start | Ziel | Distanz (km) | Schwierigkeit |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Sevilla | Guillena | 22,8 | Leicht |
| 2 | Guillena | Castilblanco de los Arroyos | 18,2 | Leicht |
| 3 | Castilblanco de los Arroyos | Almadén de la Plata | 28,8 | Mittel |
| 4 | Almadén de la Plata | Monesterio | 34,4 | Anspruchsvoll |
| 5 | Monesterio | Fuente de Cantos | 21,2 | Mittel |
| 6 | Fuente de Cantos | Zafra | 24,6 | Mittel |
| 7 | Zafra | Villafranca de los Barros | 19,2 | Leicht |
| 8 | Villafranca de los Barros | Torremejía | 27,0 | Mittel |
| 9 | Torremejía | Mérida | 16,0 | Leicht |
| 10 | Mérida | Alcuéscar | 36,4 | Anspruchsvoll |
| 11 | Alcuéscar | Cáceres | 38,2 | Anspruchsvoll |
Wie du in der Tabelle siehst, schwanken die Etappenlängen ganz schön. Gerade die Abschnitte von Almadén nach Monesterio oder die beiden Etappen vor Cáceres mit über 34 bzw. 38 Kilometern sind echte Bretter. An solchen Tagen sind ein früher Start, genügend Wasser im Rucksack und die richtige mentale Einstellung Gold wert. Das sind keine gemütlichen Spaziergänge mehr, sondern echte Ausdauerprüfungen, die den Kern der Vía de la Plata ausmachen.
Wann ist die beste Zeit und wie kommst du hin?
Eine gelungene Pilgerreise auf der Vía de la Plata beginnt nicht erst mit dem ersten Schritt aus Sevilla, sondern schon viel früher – bei der Planung zu Hause. Und hier ist die Wahl des richtigen Zeitfensters absolut entscheidend. Anders als auf vielen anderen Jakobswegen gibt nämlich das extreme Klima Süd- und Westspaniens ganz klar den Ton an.
Der Sommer, also die Monate Juni bis August, ist für die allermeisten Pilger schlicht und einfach tabu. In Andalusien und vor allem in der Extremadura klettert das Thermometer dann gut und gerne mal auf über 40 °C. Die langen, schattenlosen Etappen werden unter solchen Bedingungen schnell zu einer ernsthaften Belastung, wenn nicht sogar Gefahr.
Frühling oder Herbst – das ist hier die Frage
Damit bleiben eigentlich nur zwei wirklich sinnvolle Zeitfenster für die Vía de la Plata. Jedes davon hat seinen ganz eigenen Reiz, aber auch seine kleinen Eigenheiten.
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Der Frühling (April bis Mai): Viele erfahrene Pilger schwören auf diese Zeit. Man startet im bereits angenehm warmen Süden und wandert quasi mit dem aufkommenden Sommer Richtung Norden. Die Natur explodiert förmlich in einem Meer aus gelben und violetten Blüten – ein unvergesslicher Anblick. Ein kleiner Wermutstropfen kann die Semana Santa, die Osterwoche, sein. Dann sind deutlich mehr spanische Pilger unterwegs und die Herbergen können schon mal voller werden.
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Der Herbst (September bis Oktober): Eine mindestens genauso gute Wahl. Die größte Sommerhitze im Süden ist dann vorbei, und die Landschaft hüllt sich in sanfte, goldene Töne. Der Nachteil: Je weiter man in den Norden kommt und je später es im Jahr wird, desto kühler wird es. Auch die Tage werden spürbar kürzer.
Ob du dich für den Frühling oder den Herbst entscheidest, ist am Ende eine ganz persönliche Sache. Liebst du das Erwachen der Natur und die längeren Tage? Dann ist der Frühling perfekt. Suchst du eher die melancholische Ruhe und die warmen Farben des Herbstes? Dann starte im September.
Deine An- und Abreise entspannt organisieren
Die Logistik ist ein weiterer Baustein für ein stressfreies Pilgerabenteuer. Die gute Nachricht: Der Startpunkt Sevilla ist hervorragend angebunden.
Der internationale Flughafen von Sevilla (SVQ) wird von vielen europäischen Städten direkt angeflogen. Von dort kommst du ganz unkompliziert mit dem Flughafenbus oder einem Taxi ins Stadtzentrum, wo dein Weg beginnt. Wenn du dich noch tiefer mit dem Thema beschäftigen willst, findest du in unserem Beitrag zur Anreise auf dem Jakobsweg noch viele weitere Tipps.
Für die Abreise hängt alles davon ab, wo dein persönlicher Weg endet.
| Endpunkt | Nächstgelegener Flughafen | Abreiseoptionen |
|---|---|---|
| Astorga | León (LEN) oder Madrid (MAD) | Von Astorga gibt es gute Bus- und Zugverbindungen nach León und Madrid. |
| Santiago de Compostela | Santiago de Compostela (SCQ) | Der Flughafen ist vom Stadtzentrum aus einfach und schnell mit dem Bus erreichbar. |
Wie viel Zeit solltest du einplanen?
Das ist wohl eine der meistgestellten Fragen – und die Antwort darauf ist so individuell wie jeder Pilger selbst. Die Vía de la Plata ist kein Rennen, sondern eine Reise.
Für die gesamte Strecke von Sevilla bis nach Santiago de Compostela solltest du als durchschnittlich geübter Wanderer etwa 35 bis 45 Tage veranschlagen. Das gibt dir genug Luft für wohlverdiente Pausentage in faszinierenden Städten wie Mérida, Cáceres oder Salamanca. Sehr sportliche und erfahrene Pilger schaffen es vielleicht auch in knapp über 30 Tagen, während Genusspilger sich auch mal sieben Wochen Zeit lassen.
Für Radfahrer ist das Ganze natürlich deutlich schneller machbar. Hier solltest du, je nach Kondition und Sightseeing-Pausen, mit ungefähr 14 bis 20 Tagen rechnen.
Egal, wie du rechnest: Plane am besten immer ein paar Puffertage extra ein. Unerwartete Zwangspausen oder einfach der Wunsch, an einem besonders schönen Ort einen Tag länger zu bleiben, gehören zum Pilgerleben dazu.
Unterkünfte und Verpflegung: Wo schlafen, was essen?

Die richtige Unterkunft und eine verlässliche Verpflegung sind das A und O für deine Pilgerreise. Auf der Vía de la Plata diktiert oft die Infrastruktur den Rhythmus deiner Etappen – ganz anders als auf den bekannteren Wegen. Dich erwarten teils lange Strecken ohne ein einziges Dorf oder einen Supermarkt. Das verlangt ein bisschen Vorausplanung, damit du abends ein Dach über dem Kopf hast und tagsüber genug Energie tankst.
Aber keine Sorge: Das System ist eigentlich ganz einfach und zuverlässig, wenn man weiß, wie es läuft. Du wirst die herzliche Gastfreundschaft der Spanier erleben und schnell merken, wie wenig es braucht, um nach einem langen Tag auf den Beinen glücklich und zufrieden zu sein.
Wo schläfst du auf dem Weg?
Das Herzstück des Pilgerlebens sind die Albergues, die typischen Pilgerherbergen. Sie sind der soziale Mittelpunkt des Weges und bieten eine einfache, aber absolut zweckmäßige Unterkunft. Dein wichtigstes Dokument, um hier unterzukommen, ist dein Pilgerausweis (Credencial).
Grundsätzlich triffst du auf zwei Arten von Herbergen:
- Albergues Municipales (Städtische Herbergen): Diese werden von der Gemeinde betrieben und sind die günstigste Variante. Hier zahlst du oft nur zwischen 8 und 12 Euro oder gibst eine freiwillige Spende (donativo). Die Ausstattung ist meistens schlicht: Schlafsäle mit Stockbetten, Gemeinschaftsbäder und oft eine kleine Küche.
- Albergues Privadas (Private Herbergen): Private Herbergen bieten oft ein kleines bisschen mehr Komfort. Mit 12 bis 20 Euro pro Nacht sind sie etwas teurer, dafür gibt es manchmal kleinere Zimmer, ein inkludiertes Frühstück oder sogar einen Wäscheservice.
Natürlich findest du in größeren Orten auch Pensionen (pensiones), Gasthäuser (casas rurales) oder Hotels. Diese sind eine super Option, wenn du dir nach ein paar anstrengenden Tagen mal ein Einzelzimmer und mehr Privatsphäre gönnen möchtest.
Verpflegung – die Lebensader deiner Wanderung
Die Vía de la Plata führt dich durch einige der am dünnsten besiedelten Regionen Spaniens. Das bedeutet, dass nicht jedes Dorf einen Supermarkt oder ein Restaurant hat. Deine Verpflegung gut zu planen, ist daher absolut entscheidend.
Deine Versorgung unterwegs stützt sich auf drei Säulen:
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Im Voraus einkaufen: Schau immer am Vortag, was dich auf der nächsten Etappe erwartet. Gibt es unterwegs eine Bar oder erst am Zielort einen kleinen Laden (tienda)? An Tagen, an denen du über 20 Kilometer ohne jegliche Infrastruktur wanderst, musst du unbedingt genug Wasser (mindestens 2 Liter), Snacks und Proviant für mittags im Rucksack haben.
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Die Magie des Pilgermenüs: Viele Bars und Restaurants entlang des Weges bieten abends ein Menú del Peregrino an. Für etwa 10 bis 15 Euro bekommst du hier meist eine Vorspeise, ein Hauptgericht, ein Dessert und dazu Wasser oder Wein. Eine perfekte Gelegenheit, die lokale Küche zu probieren und den Tag mit anderen Pilgern ausklingen zu lassen.
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Gemeinsam kochen: Viele Herbergen haben eine Gemeinschaftsküche. Sich mit anderen zusammenzutun, um gemeinsam Nudeln, Reis oder einen großen Salat zuzubereiten, ist nicht nur günstig, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl ungemein.
Ein kleiner, aber wichtiger Tipp: Habe immer etwas Bargeld dabei. Gerade in kleinen Dörfern und in vielen städtischen Herbergen ist Kartenzahlung oft nicht möglich. Mit 30 bis 40 Euro in der Tasche bist du für den Tag auf der sicheren Seite.
Vergiss nicht: Auf der Vía de la Plata läuft alles etwas langsamer und ursprünglicher. Läden können über Mittag geschlossen sein (siesta), und das Angebot ist manchmal begrenzt. Doch genau diese Einfachheit macht einen großen Teil des Charmes dieses einzigartigen Jakobsweges aus. Mit ein wenig Planung wirst du immer gut versorgt sein.
Die richtige Ausrüstung für deine Wanderung
Deine Ausrüstung ist dein engster Vertrauter auf der Vía de la Plata. Anders als auf den "großen" Jakobswegen, wo der nächste Laden oft nur einen Steinwurf entfernt ist, kann hier ein vergessener Gegenstand oder unpassendes Material schnell zu einem echten Problem werden. Stell dir deinen Rucksack wie dein kleines, mobiles Zuhause vor – jedes Gramm zählt und alles, was du einpackst, muss sich seinen Platz redlich verdienen.
Die goldene Regel lautet hier ganz klar: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Ein Rucksack, der bleischwer auf den Schultern lastet, raubt dir nicht nur die Kraft, sondern kann dir auf Dauer auch den Spaß an der ganzen Sache verderben. Als guter Richtwert hat sich bewährt, dass dein vollgepackter Rucksack (ohne Wasser) nicht mehr als 10 % deines eigenen Körpergewichts wiegen sollte. Für die meisten Pilger pendelt sich das bei 7 bis 9 Kilogramm ein.
Das Fundament: Rucksack und Schuhe
Fangen wir mit den zwei wichtigsten Entscheidungen an, die du für deine Pilgerreise triffst: die Wahl des Rucksacks und der Schuhe. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes das Fundament, auf dem dein gesamtes Abenteuer aufbaut.
Ein Rucksack mit einem Volumen von 30 bis 40 Litern ist für die Vía de la Plata absolut ideal. Er bietet genug Platz für alles, was du wirklich brauchst, ohne dich dazu zu verleiten, unnötigen Kram mitzuschleppen. Achte beim Kauf unbedingt auf ein verstellbares Tragesystem und einen gut gepolsterten Hüftgurt. Das ist kein Luxus, sondern pure Notwendigkeit, denn der Gurt verlagert das Gewicht von den empfindlichen Schultern auf deine stabile Hüfte. Ein Unterschied wie Tag und Nacht!
Bei den Schuhen tappen viele in die Falle und packen schwere, klobige Bergstiefel ein. Auf der meist trockenen und warmen Vía de la Plata ist das aber oft der falsche Weg. Deine Füße schwitzen, können nicht atmen und schwellen an – das perfekte Rezept für fiese Blasen. Viel besser eignen sich leichte, atmungsaktive Wanderschuhe oder gut eingelaufene Trailrunning-Schuhe.
Ein echter Geheimtipp unter erfahrenen Pilgern ist ein zweites Paar Schuhe. Leichte Wandersandalen sind ein Segen, um deinen Füßen nach einem langen Tag auf Asphalt und Schotter endlich Luft zu gönnen. Und wenn du mal Probleme mit den Hauptschuhen hast, können sie sogar für eine Etappe als Notlösung herhalten.
Kleidung nach dem Zwiebelprinzip
Die Temperaturen auf der Vía de la Plata können Achterbahn fahren. Ein kühler Morgen in Kastilien kann sich schnell in eine gnadenlos brennende Mittagssonne in der Extremadura verwandeln. Das altbewährte Zwiebelprinzip ist hier dein bester Freund.
- Basisschicht: 2-3 schnell trocknende Funktionsshirts (bitte, bitte keine Baumwolle!).
- Isolationsschicht: Eine leichte Fleecejacke oder ein Langarm-Shirt aus Funktionsmaterial für die kühlen Morgen- und Abendstunden.
- Außenschicht: Eine leichte, klein verpackbare Regenjacke, die dich gleichzeitig vor Wind schützt.
- Beinkleid: Eine bequeme lange Wanderhose und vielleicht eine kurze Hose für die ganz heißen Tage. Viele schwören auf praktische Zipp-off-Hosen.
- Socken: 3-4 Paar hochwertige Wandersocken aus Merinowolle oder Synthetik. Hier zu sparen, rächt sich – gute Socken sind die halbe Miete bei der Blasenprävention!
Vergiss nicht: Du hast fast jeden Tag die Möglichkeit, deine Sachen kurz per Hand durchzuwaschen. Du brauchst also wirklich kein frisches Shirt für jeden einzelnen Tag. Mehr Details und eine komplette Checkliste gibt es in unserem großen Ratgeber zur Ausrüstung für den Jakobsweg.
Unverzichtbare Helfer für Sicherheit und Komfort
Neben der Kleidung gibt es ein paar kleine, aber feine Dinge, die in keinem Rucksack fehlen sollten. Sie machen dein Pilgerleben deutlich einfacher und sicherer.
Navigation und Sicherheit:
- Smartphone mit GPS-App: Apps wie „Camino Ninja“ oder „Buen Camino“ sind Gold wert, um den Weg zu finden und Herbergen oder die nächste Wasserquelle aufzuspüren.
- Powerbank: Auf den langen Etappen ohne Steckdosen weit und breit ist eine volle Powerbank deine Lebensversicherung für die Navigation.
- Stirnlampe: Absolut unverzichtbar, wenn du vor Sonnenaufgang loswillst oder nachts im Schlafsaal mal rausmusst.
- Kleine Erste-Hilfe-Apotheke: Blasenpflaster (viele!), Desinfektionsspray, ein paar Schmerztabletten und deine persönlichen Medikamente gehören unbedingt hinein.
Schlafen und Hygiene:
- Leichter Schlafsack oder Hüttenschlafsack: In vielen Herbergen gibt es nur dünne Einweglaken. Ein leichter Schlafsack (bis ca. 10 °C Komforttemperatur) ist im Frühling und Herbst ein Segen, im Hochsommer reicht oft ein leichter Hüttenschlafsack aus Seide.
- Schnell trocknendes Reisehandtuch: Nimmt kaum Platz weg und ist im Nu wieder trocken.
- Feste Seife/Shampoo: Genial, denn es spart Gewicht und kann im Rucksack garantiert nicht auslaufen.
- Sonnenschutz: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50+), ein Hut und eine gute Sonnenbrille sind auf den schattenlosen Abschnitten absolut überlebenswichtig.
Und ganz wichtig: Trag immer mindestens zwei Liter Wasser bei dir, vor allem auf den endlos scheinenden Etappen durch die Extremadura. Mit dieser Ausrüstung bist du für die einzigartigen Herausforderungen der Vía de la Plata bestens gewappnet und kannst dich voll und ganz auf das konzentrieren, worum es wirklich geht: den Weg und dich selbst.
Kulturelle Highlights entlang der Silberstraße

Wer sich auf die Vía de la Plata begibt, wandert nicht einfach nur. Man reist durch die lebendige Geschichte Spaniens. Jeder Kilometer auf dieser alten Silberstraße fühlt sich an, als würde man ein neues Kapitel in einem Geschichtsbuch aufschlagen, das von Römern, Westgoten, Mauren und christlichen Königen handelt. Du folgst buchstäblich den Spuren von Legionären, Händlern und Pilgern, die diesen Weg seit Jahrhunderten prägen.
Das Besondere an diesem Weg ist, dass die Geschichte nicht hinter Museumsmauern versteckt ist, sondern direkt vor deinen Füßen liegt. Du überquerst antike Römerbrücken, die heute noch genauso ihren Zweck erfüllen, und stolperst über unscheinbare Meilensteine, die seit zweitausend Jahren stumm am Wegesrand wachen. Genau diese Greifbarkeit macht die Wanderung zu einer echten Entdeckungsreise.
Römische Pracht in Mérida und Cáceres
Ein absolutes Highlight, das man einfach gesehen haben muss, ist Mérida, die frühere Hauptstadt der römischen Provinz Lusitania. Die Stadt ist im Grunde ein einziges, riesiges Freilichtmuseum – und völlig zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe.
- Teatro Romano: Ein atemberaubend gut erhaltenes römisches Theater, in dem sogar heute noch Vorstellungen stattfinden. Die Atmosphäre ist magisch.
- Acueducto de los Milagros: Die gewaltigen Bögen dieses Aquädukts sind ein beeindruckendes Zeugnis der römischen Ingenieurskunst. Man steht davor und staunt.
- Puente Romano: Hier gehst du über den Fluss Guadiana auf einer der längsten noch existierenden Römerbrücken der Welt. Ein unglaubliches Gefühl.
Ein Stück weiter wartet mit Cáceres das nächste Juwel. Die Altstadt, ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe, katapultiert dich mit ihren mittelalterlichen Gassen, Palästen und Wehrtürmen direkt in eine andere Epoche. An jeder Ecke spürt man die reiche Vergangenheit der Ritterorden und Adelsfamilien.
Salamanca, die goldene Stadt
Im weiteren Verlauf deines Weges erreichst du Salamanca, für viele eine der schönsten Städte ganz Spaniens. Die Gebäude aus dem typischen goldenen Sandstein leuchten in der Abendsonne und tauchen die ganze Stadt in ein warmes, unvergleichliches Licht.
Gönn dir in Salamanca unbedingt einen Pausentag. Die Plaza Mayor gilt als einer der prachtvollsten Plätze Spaniens, und die alte Universität mit ihrer filigranen Fassade ist ein Meisterwerk. Es ist der ideale Ort, um die Beine hochzulegen und neue Kraft zu tanken.
Mehr als nur die großen Namen
Doch der Zauber der Vía de la Plata liegt nicht nur in ihren berühmten Städten. Es sind die kleinen, oft übersehenen Details am Wegesrand, die diesen Weg so einzigartig machen. Halte Ausschau nach originalen Abschnitten der alten Römerstraße, den antiken Meilensteinen (miliarios) und den kleinen, einsamen Kapellen mitten in der weiten Landschaft.
Jedes dieser Fundstücke erzählt seine eigene, leise Geschichte. Die Statistiken des Jakobswegs zeigen, dass die jährlich rund 9.000 Pilger auf der Vía de la Plata genau diese Mischung suchen: die monumentale Geschichte und die stille Einsamkeit, die auf den überlaufeneren Wegen oft verloren geht. Nimm dir die Zeit, diese verborgenen Schätze zu entdecken – sie werden deine Wanderung unvergesslich machen.
Ein paar letzte Fragen zur Vía de la Plata? Hier sind die Antworten!
Kurz vor dem Start schwirren einem oft noch tausend Dinge im Kopf herum. Keine Sorge, das ist ganz normal! Hier habe ich ein paar der häufigsten Fragen gesammelt, die mir immer wieder gestellt werden, um die letzten Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen.
Wie sicher ist die Vía de la Plata, wenn ich alleine unterwegs bin?
Kurz gesagt: Absolut sicher! Auch wenn dieser Jakobsweg deutlich ruhiger und einsamer ist als seine berühmten Geschwister, gilt er als vollkommen gefahrlos. Du wirst immer wieder auf andere Pilger treffen und die Gastfreundschaft der Einheimischen in den kleinen Dörfern ist legendär. Trotzdem gilt natürlich: Eine gute Vorbereitung, ein stets geladenes Handy und immer genug Wasser im Gepäck sind das A und O.
Muss ich die Herbergen im Voraus reservieren?
Eigentlich nicht. Außerhalb der Osterwoche (Semana Santa) oder der absoluten Hochsaison im Frühling ist eine Reservierung nur selten nötig. Das Netz an Herbergen ist zwar nicht ganz so engmaschig wie auf dem Camino Francés, aber einen Schlafplatz findet man fast immer.
Mein Tipp aus Erfahrung: Wenn du auf einer besonders langen oder anstrengenden Etappe unterwegs bist, ruf am Vormittag kurz in der Herberge deines Zielortes an. Das verschafft dir absolute Gewissheit und du kannst den Rest des Tages ganz entspannt genießen.
Mit wie viel Geld pro Tag sollte ich rechnen?
Als gute Faustregel haben sich 25 bis 35 Euro pro Tag bewährt. Damit kommst du gut über die Runden. Dieser Betrag deckt in der Regel die Übernachtung in einer einfachen Herberge (ca. 10-15 €), ein klassisches Pilgermenü am Abend (ca. 10-15 €) und was man sonst noch so für ein kleines Frühstück und Snacks braucht.
Finde ich mich auf dem Weg gut zurecht? Ist er gut markiert?
Ja, die Vía de la Plata ist durchgehend mit den bekannten gelben Pfeilen und den Jakobsmuscheln ausgeschildert. Aber Achtung: Es gibt immer wieder sehr lange, fast schon monotone Abschnitte, auf denen die Gedanken schnell mal abschweifen. Da kann man eine Abzweigung schon mal übersehen. Eine GPS-App auf dem Smartphone als Backup dabei zu haben, ist deshalb eine wärmste Empfehlung, um sicher auf Kurs zu bleiben.
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