Camino Primitivo

Der ursprüngliche Jakobsweg durch Asturien und Galicien

Der Camino Primitivo (deutsch: „Ursprünglicher Weg“) gilt als der älteste aller Jakobswege. Er wurde bereits im 9. Jahrhundert von Pilgern genutzt – darunter vermutlich auch der asturische König Alfonso II. „el Casto“, der sich nach der Entdeckung des Apostelgrabes in Santiago de Compostela persönlich auf den Weg machte.

Damit ist der Camino Primitivo sozusagen der erste Camino de Santiago überhaupt – und bis heute einer der eindrucksvollsten.


1. Historischer Hintergrund

Nach der Legende erreichte König Alfonso II. die Nachricht, dass man in Galicien das Grab des Apostels Jakobus gefunden habe. Um die Echtheit zu prüfen, begab er sich zu Fuß von Oviedo nach Santiago de Compostela.

Seine Route wurde bald von anderen Pilgern übernommen und bildete den Ursprung des gesamten Jakobsweg-Netzes.

Noch heute trägt der Camino Primitivo den Geist dieser frühen Pilger: rau, authentisch, still und voller Geschichte.


2. Streckenverlauf und Etappen

Der Camino Primitivo startet in Oviedo, der Hauptstadt Asturiens, und führt über etwa 320 Kilometer bis nach Santiago de Compostela.

Er verläuft durch eine atemberaubend grüne, teils gebirgige Landschaft, die zu den schönsten ganz Spaniens zählt.

Wichtige Etappenorte entlang der Route sind:

📍 Streckenverlauf und Etappen des Camino Primitivo

Etappenziel Distanz bis Santiago Besonderheit
Oviedo 322 km Ausgangspunkt des Camino Primitivo – Kathedrale San Salvador mit heiligen Reliquien.
Grado 298 km Traditioneller Marktort; erste Etappe durch hügeliges Gelände.
Tineo 270 km Historisches Pilgerdorf mit romanischer Kirche und altem Stadtkern.
Pola de Allande 234 km Beginn der Bergregion; Aufstieg zum Puerto del Palo (1.146 m).
Grandas de Salime 192 km Spektakulärer Abstieg mit Blick auf den Stausee von Salime.
Lugo 108 km UNESCO-geschützte römische Stadtmauer – kulturelles Highlight der Route.
Palas de Rei 72 km Verbindungspunkt mit dem Camino Francés; lebhafter Pilgerort.
Arzúa 38 km Typisches Pilgerstädtchen mit traditionellem Käse – letzter Abschnitt bis Santiago.

3. Landschaft und Charakter des Weges

Der Camino Primitivo ist geprägt von wilden Bergen, tiefen Tälern und endlosen Wäldern.

Er führt durch das Herz Asturiens und Galiciens – Regionen, in denen die Zeit vielerorts stehen geblieben zu sein scheint.

  • 🌄 Höhenmeter: Bis zu 1.200 m pro Etappe – der Weg ist körperlich anspruchsvoll.
  • 🏞️ Landschaft: Grüne Hügel, Nebelwälder, Viehweiden, Gebirgspfade.
  • 🏛️ Kultur: Romanische Kirchen, mittelalterliche Dörfer, urige Pilgerherbergen.
  • 🧘 Erlebnis: Ideal für Pilger, die Ruhe, Authentizität und Naturverbundenheit suchen.

💬 „Der Camino Primitivo ist weniger ein Wanderweg – er ist ein Rückzugsort für die Seele.“


4. Infrastruktur und Beschilderung

Lange Zeit war der Camino Primitivo kaum ausgeschildert und die Infrastruktur spärlich.

In den letzten Jahren wurde er jedoch stark verbessert:

  • Die gelben Jakobsmuscheln und Pfeile sind heute durchgehend gut sichtbar.
  • Es gibt ausreichend Herbergen, insbesondere in den größeren Orten wie Tineo, Lugo oder Arzúa.
  • Dennoch sollte man stets etwas Flexibilität mitbringen – manche Abschnitte sind dünn besiedelt, und die Distanzen zwischen Unterkünften können größer sein als auf anderen Wegen.

5. Schwierigkeitsgrad und Anforderungen

Der Camino Primitivo gilt als der anspruchsvollste Jakobsweg Spaniens.

Mehrere Gebirgspässe mit steilen Auf- und Abstiegen erfordern Kondition, Trittsicherheit und Ausdauer.

  • Dauer: ca. 2–3 Wochen
  • Schwierigkeit: Hoch
  • Empfohlene Jahreszeit: Frühling bis Frühherbst (Mai–September)
  • Nicht empfohlen: Im Winter – Schnee und Regen können Wege unpassierbar machen.

6. Verbindung zu anderen Routen

Der Camino Primitivo ist eine natürliche Verbindung zwischen:

  • dem Camino del Norte (Küstenweg), mit dem er sich in Villaviciosa verzweigt, und
  • dem Camino Francés, dem er sich bei Palas de Rei anschließt.

So kann man den Primitivo entweder als eigenständigen Pilgerweg gehen oder als Bergvariante zwischen Küste und Hauptweg nutzen.


7. Höhepunkte entlang der Strecke

✨ Kathedrale von Oviedo:

„Wer nach Santiago geht, ohne den Retter von Oviedo zu besuchen, besucht den Diener und nicht den Herrn.“ – so lautet ein altes Sprichwort unter Pilgern.

🏰 Lugo:

Ein Juwel römischer Geschichte mit vollständig erhaltener Stadtmauer – einzigartig in Europa.

🌿 Galicische Dörfer:

Nach Lugo beginnt das typische grüne Galicien mit Nebel, Eukalyptuswäldern und herzlichen Menschen.


8. Fazit

Der Camino Primitivo ist der Weg der Ursprünglichkeit, Herausforderung und inneren Einkehr.

Er ist weniger komfortabel als der Camino Francés – aber genau das macht ihn so besonders.

Wer ihn geht, erlebt den Jakobsweg in seiner reinsten Form, abseits des Trubels und tief verbunden mit Natur und Geschichte.

„Camino Primitivo – wo der Jakobsweg begann und die Stille spricht.“