15. Tag – Großstadt León

Nachdem am Vortag einiges schief gegangen war und leider damit geendet hatte, dass ich ungewollt auf einem alternativen (römischen) Weg gelandet war, ging es heute darum, den ursprünglichen Weg wiederzufinden. Nach einigen Kilometern führten die zwei Wege auch wieder zusammen und nun ging es direkt auf León zu. Die Stadt León ist eine weitere Großstadt auf dem Weg nach Santiago. Sie ist wirklich eine beeindruckende, spanische Stadt und bietet einiges zu sehen. Man sollte sich auf jeden Fall die Zeit nehmen und ein wenig Sightseeing betreiben. Man könnte auch ganz einfach einen zusätzlichen Tag hier verbringen. Diesmal wagte ich auch wieder einmal etwas Außergewöhnliches im Restaurant zu essen, was sich als ein geschmacklicher Hochgenuss herausstellte.

17. Tag – Schmerzen

An diesem Morgen waren die Knie- und Schienbeinschmerzen wirklich unerträglich. Nur schleppend ging es voran. Nach zwei Kilometern dachte ich, bis hier und nicht weiter. Es hörte nicht auf und ich war einfach am Verzweifeln. Trotzdem entschied ich schon innerlich, dass es so nicht enden wird. Nach einer Rast geschah das Wunder. Ich konnte wieder laufen. Die Schmerzen waren weg und ich konnte es fast nicht glauben. Somit steuerte ich auf das Tagesziel zu und freute mich auch schon auf den nächsten Tag, da der Weg aus Zentralspanien nach Galizien führte. Dies zeigte sich auch in einer komplett unterschiedlichen Landschaft. Die unendlichen Ebenen wurden schon etwas monoton. Darüber hinaus ging es an diesem Tag einen Großteil auf Asphalt dahin, was sich wieder in den Beinen bemerkbar machte. In El Gansó wartete dann eine lustig gestaltete Bar auf die Pilger. Sie versprühte einen Hauch von Western-Feeling und ist ein wirkliches Highlight auf der Etappe. Die Stadt Astorga bietet eine höchst interessante Altstadt, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

18. Tag – Cruz de Ferro

An diesem Tag kommt es zu einem weiteren besonderen Highlight des Jakobsweges. Der Weg führt zum Cruz de Ferro, an dem man seinen mitgebrachten Stein (als Symbol für seine Sünden) zurücklässt. Zu sagen sei jedoch, dass dies kein ursprünglich christlicher Brauch ist, sondern erst im Laufe der Zeit an Bedeutung gewann.

Am Morgen bot sich ein herrlicher Ausblick auf die hügelige und grüne Landschaft. Es war einfach eine Freude zu wandern und alles zu genießen. Nach einen mittelschweren Aufstieg sah man aus der Ferne auch schon einen riesigen Steinhaufen und schnell wurde klar, dass dies das Cruz de Ferro ist. Meinen Stein habe ich demütig zurückgelassen und ein paar Fotos wurden geknipst. Tatsächlich war das Gehen nach dieser Erleichterung viel einfacher. So erreichte ich auch bald den Geheimtipp auf dem Jakobsweg, die Stadt Ponferrada. Die Herberge, die man hier vorfindet, gleicht zwar einem Massenlager, ist jedoch durchaus zweckdienlich. Das Sightseeing zahlt sich auf jeden Fall aus und auch die Nacht im Stockbett war gar nicht so schlimm.

19. Tag – Camino Duro

Um 07:30 wurde man freundlich aus der Herberge gebeten. Der Weg aus der Stadt hinaus war angenehm und nicht sehr anspruchsvoll und so zogen auch die nachfolgenden Orte schnell an mir vorüber. Der kleine Nachteil, den man bemängeln könnte, waren die Asphaltstraßen. Irgendwann bog ich dann aber doch in die Weinberge ein (falscher Weg wie sich dann herausstellte!) und kam durch einen kleinen Ort, der nicht einmal auf der Karte eingezeichnet war. Weitere Hügel später erreichte ich das Mittagsziel Villafranca. Eine sehr schöne Stadt mit überaus freundlichen Leuten. Nach Villafranca hatte man die Möglichkeit einen alternativen, überaus anspruchsvollen Weg (“Camino Duro“) für die nächste Etappe zu wählen. Dieser erstreckt sich über den schmalen Grat eines Berges hinweg und ist auch wirklich nur sehr erfahrenen Wanderern zu empfehlen.

Völlig erschöpft erreicht man als nächstes Ziel die Stadt Vega de Valcarce. Hier findet man die Herberge namens “Brazil”, die eine entsprechend ihrem Namen exotische Umgebung bietet. Beim Abendmahl überraschte ein wirklich nicht besonders schmackhafter Wein. Danach wollte man eigentlich nichts mehr essen und das war auch wohl der Grund, warum das Abendessen eher schmal ausfiel. Nach dem Einkauf von Proviant für den nächsten Tag ging es auch ins Bett, wo auch noch ein wenig vom Proviant angeknabbert wurde.